Tongariro Nationalpark - Tongariro Alpine Crossing

Samstag, 26.01.2019

Kia Ora und Willkommen in Mordor

Heute war es also soweit, der große Track, das Tongariro Alpine Crossing stand auf dem Plan. Rucksack und Essen war bereits am Abend vorbereitet, es hier am Morgen also nur aufstehen, fertig machen und los geht’s. Das Aufstehen klappte ganz gut, das fertig machen auch, aber schon da hörte die Vorfreude auf den Track auf. Der komplette Campingplatz lag im Nebel und im Nieselregen. Na toll, das kann ja was werden… Egal, auf geht’s, wenn nicht heute dann gar nicht. Ich stieg in den Shuttle und auf ging es. Mit mir im Bus lediglich zwei Kanadier. Wir alle waren nicht grade begeistert von dem Wetter, aber der Busfahrer meinte, es würde besser werden. Also gut, auf ging die halbstündige Fahrt zum Startpunkt und es wurde tatsächlich etwas besser. Am Startpunkt dann dieses Bild:

Naja, ich musste zum Glück auf diesen Berg, also schon mal nicht schlecht!

Nach einer kurzen Einweisung vom Busfahrer bezüglich des Weges und der Rückfahrt ging es los. „KM0“.

Kräfte- und Stimmungsbarometer jeweils bei 100%. Voller Energie und guter Laune ging es los. „KM 1“ wurde schnell erreicht und ich dachte mir nur: Juhuuu, ein 20stel ist geschafft. Auch der zweite km war schnell und einfach. Gemütlich entlang eines vorbereiteten Weges mit fast gar keiner Steigung. Während KM 3 wurde das Grün langsam weniger und die Lavabrocken überwiegten so langsam die Landschaft.

Am Ende vom KM3 war ein kleiner Abstecher zu einem kleinen Wasserfall. Ich ging da hin und frühstückte erst einmal eine Kleinigkeit.

Denn kurz vor KM4 schaute ich wie immer um mich herum und sah einen gigantischen Berg. Beeindruckend. Erst beim zweiten Blick sah ich die kleinen Ameisen, die den Weg hinauf kletterten. Ich holte kurz tief Luft. Das ist der Weg, den ich gleich hoch muss…

Und für alle, die die kleinen Ameisen nicht sehen jetzt mal hier verdeutlicht (Heute, extra für Michael, mit dynamischen Pfeilen ;))

Nun also KM4, das Kräfte- und Stimmungsbarometer immer noch ganz oben…

Doch der Schnupperkurs war nun vorbei. Jetzt fing die Arbeit an! Nach einem kurzen Warnschild, ob man sich denn sicher wäre, dass man weiter möchte (bei der Frage „Sind sie wirklich fit genug“ musste ich kurz lachen), ging es die erste Strecke hinauf. Der Weg wurde anstrengend, immer wieder kurze Pausen ermöglichten ein kurzes Durchatmen, aber es war schwer. Das Kräfte- und Stimmungsbarometer fing so langsam an zu sinken…

 

Die Kräfte ließen langsam nach, die Stimmung wich entsprechend ein wenig. Den nächsten Kilometer wurde es noch anstrengender und vor allem kälter, denn der Wind nahm langsam Fahrt auf und kühlte einen ordentlich hinunter. Immer kürzere Strecken forderten immer mehr Pausen. Auch um mich herum quälte sich jeder den Berg hinauf.

Hinter „KM6“ kam dann das, worauf man gewartet hat. Vor einem lag die weite Ebene von Mordor! Eine tolle Kulisse für ein paar Bilder.

Danach ging es wieder weiter hinauf. Der Weg war steinig und man rutschte immer wieder ab. Um “KM7“ war ich kurz davor aufzugeben. Ich war platt und konnte kaum noch meine Füße heben… Zusätzlich zum schwierigen Weg gab sich der Wind die größte Mühe, einen von vorne und von der Seite ins tiefe Tal von Mordor zu wehen. Ich blickte nur noch vor meine Füße, schaute weder nach links noch nach oben und kam dann endlich bei „KM8“ an. Die Kräfte waren am Ende, die Stimmung aber wieder etwas besser, denn bei „KM8“ ist das Ende schon sichtbar!

Nur noch wenige Meter nach oben und man hat es geschafft! Die Aussicht war einfach der Wahnsinn!

Hier war nun der anstrengende Teil zu Ende, doch der schwierige war vor mir. Eine schier endlose Geröllhalde, die man hinunter musste. Den ganzen Berg hinab zu den Seen rutsche man seitlich zum Berg hinab. Immer vorsichtig und langsam, um sich nicht zu verletzen, Schritt für Schritt. Um einen herum hörte ich immer wieder, wie jemand ein Stück hinunter rutschte und hoffte nur, dass mir das nicht passiert. Ich hatte Glück!

Die Seen waren erreicht und es war Zeit fürs Mittagessen und eine laaaange Pause, um die Kräfte wieder aufzuladen.

Danach ging es weiter. Kilometer 9 war wieder angenehm. Im mittleren Krater entlang ging es zum hinteren Krater. Hier war wieder Schluss mit lustig. Es ging wieder ein Stück hinauf. Die Pause hatte überhaupt nichts gebracht, denn schon bei den ersten Schritten war wieder Randale in meinen Beinen angesagt.

Gott sei Dank ging dieser Weg nur ein kleines Stück hinauf und dann wieder hinab, entlang des hinteren Kraterrandes begann der Abstieg. Die Kräfte stiegen wieder ein wenig, doch die Schmerzen wurden mehr. „KM14“ erreicht, und schon wieder ging es Bergauf. Hat das denn nie ein Ende?!

Dann endlich wieder ein Schild. Noch 6km und 2h 30min zu gehen. Ich schaute auf die Uhr. Es war 1:45. Im 4pm fuhr der Bus wieder zum Campingplatz, der nächste folgte erst um 5:30pm. Da ich einfach nur noch ein Bad haben und mich ausruhen wollte hieß es Tempo aufnehmen und die letzten Kräfte noch einmal mobilisieren. Ich begann die letzten Kilometer im Eiltempo, überholte jeden, der vor mir war und hoffte, dass ich pünktlich ankam.

Bei „KM16“ war ich durch! Meine Füße brannten, meine Knie waren weich, meine Oberschenkel schrien. Doch noch war ich nicht da. Noch etwas über 3km vor mir und nicht mehr viel Zeit. Ich dachte nur an die Badewanne, die hier auf dem Campingplatz auf mich wartete und quälte mich weiter nach unten.

Um 3:57pm kam ich endlich am Ende an! Der Bus wartete schon und ich freute mich tierisch, dass ich es endlich hinter mir hatte. Ein fantastischer Walk mit super tollen Aussichten, aber nie wieder bekommt mich hier einer hoch…