Te Urewera NP

Samstag, 19.01.2019

Kia Ora aus dem Te Urewera Nationalpark.

Der Tag begann mal wieder viel zu früh, aber wenn die Sonne ins Auto schient kann man einfach nicht länger liegen bleiben. Heute standen ein paar Walks auf dem Plan.

Der erste Walk war der Lake Waikarei Track, der in den Ruapani Circle Track überging. Er startete ganz angenehm. Ein breiter Weg durch einen Farnwald mit gemütlicher Steigung. Es war noch recht frisch aber angenehm, da es jedoch die Nacht vorher geregnet hat war die Luft bereits sehr schwül, sodass man auch ohne Anstrengung bereits zu Schwitzen anfing. Aber scheinbar war es hier häufiger schwül, denn der gesamte Baumbestand und der Boden waren mit einer dicken Schicht aus frischem Grün von Mossen bedeckt.


Dieser schöneWeg führte etwa eine der fünf Stunden bis zu einem See. Ein toller Ausblick und eine kleine Hütte mit ein paar Informationen und einem Visitorbuch. Ich trug mich ordnungsgemäß ein – es kann ja immer etwas passieren – und dann ging es auch schon weiter.

Beim zweiten Teil des Tracks führte ein recht schmaler Pfad entlang des Sees. Die Steigung hier war schon ein wenig mehr, aber trotzdem noch angenehm. An einem kleinen Strand auf dem Weg machte ich eine kleine Pause.

Nach insgesamt 1,5 Stunden kam ich an der Abzweigung zum Ruapani Circle Track an. Ab hier sollte es noch 4h dauern. Nach der Erfahrung des bisherigen Weges rechnete ich aber eher mit 3,5h und ging voller Motivation los. Dass ich bis hierhin noch keinen einzigen Wanderer sah hätte mir zu denken geben sollen. Aber ich war früh unterwegs, bildete ich mir ein und war irgendwie doch froh, dass ich nicht so viele Weggefährten hatte. Doch diesmal wäre es vielleicht nicht schlecht gewesen. Vielleicht hätte mich dann jemand warnen können…

Ich machte mich also auf den Weg. Dieser Teil des Weges fing schon an nicht ganz so angenehm zu werden. Der Pfad wurde noch schmaler undunbequemer zu laufen, aber war ja kein Problem. Wird schon werden! Einfach langsam und vorsichtig gehen, das is alles. Nach nur wenigen Minuten fing der Pfad an, ein wenig von Farnen zugewachsen zu sein. Auch kein Problem, ein wenig nass werden ist ja nicht schlimm. Die Farne wurden höher, dichter und der Pfad dadurch immer schmaler. Die Hose wurde ein wenig nass, aber zu diesem Zeitpunkt machte es noch Spaß und ich lachte noch drüber. Da sah ich auch erst so aus.

Die Farne wurden immer höher und ich wurde immer nasser und nach einer weiteren Stunde war ich ab der Brust abwärts komplett nass! Die Schuhe und Socken durchtränkt, die Hose an den Beinen klebend – was das Laufen nicht gradeangenehmer machte – und was am schlimmsten war: da sich die Sonne nur gelegentlich durch die hohen Bäume und Büsche hindurch schummeln konnte wurde es kalt. Erst an den Beinen und dann automatisch über den gesamten Körper. Hier war der Punkt erreicht, wo der Track keinen Spaß mehr machte und ich einfach nur noch genervt war. Genervt von den Farnen, genervt von dem blöden Pfad, den ich sogar kurzzeitig zwei mal einfach verloren habe, weil man wegen den Farnen überhaupt nichts mehr sehen konnte, genervt, weil man hier so gar nichts sehen konnte außer Schilder, die darauf hin wiesen, dass hinter all den Büschen irgendwas zu sehen ist und genervt von  mir selbst, dass ich nicht direkt am Anfang einfach umgedreht habe! Und als ob das noch nicht genug wäre, musste man auch noch ständig über dicke Pfützen und Schlammlöcher auf dem Weg klettern (am Ende bin ich da einfach durch gelatscht, war ja eh alles nass...). Ich hab schon einige Tracks gemacht. In Australien, hier in Neuseeland, in Deutschland und ich kann mit voller Überzeugung sagen: Das ist der schlimmste, den ich jemals gemacht habe! Ich wollte einfach nur noch zurück, ich war hungig und durchgefroren und viele wissen, wie ich dann drauf bin… Ich stapfte durch den Wald und freute mich wie ein kleines Kind, als ich endlich Sam wieder sah!

Danach hieß es erst einmal Klamottenwechseln, Mittag essen und eine Pause einlegen! Da nur noch kurze Tracks angesagt waren entschied ich mich ein wenig hinzulegen und ein kleines Nickerchen zu machen. Eine halbe Stunde später ging es dann weiter. Zwei kurze Walks führten zu zwei schönen Wasserfällen, die beide gigantisch waren. Schon von weitem konnte man das Rauschen hören und das Wasser fühlen, dass weite Meter weg schon zu spüren war.

Da meine Laune immer noch nicht viel besser war, beschloss ich den letzten Walk auf morgen zu verschieben und zum Campingplatz zu fahren. Hier hatte ich dann auch endlich die Zeit und Gelegenheit mal meine Wäsche zu waschen. Wurde auch langsam Zeit, denn die Klamotten gingen mir langsam aber sicher aus.

Auf dem Campingplatz angekommen geriet ich dann in einen kleinen Fischerwettbewerb. Den Tag waren wohl alle fischen und es wurde ein Wettbewerb durchgeführt, wer die größte Forelle gefangen hatte. Ich saß am Rand und schrieb meinen Blog als plötzlich ein kleiner Junge mich fragte, ob ich ein paar Snacks haben will. Ich sagte natürlich ja und wollte mir einen Cracker und ein Stück Käse nehmen als er einfach den Teller neben mir abstellte und mir noch einen schönen Tag wünschte. Super!

Dann war auch schon die große Verleihung. Es gab so viele Gewinner, dass die ne Stunde oder noch länger gedauert hat. Scheinbar hat jeder, der auch nur versucht hat einen Fisch zu fangen einen Preis gewonnen… Ich stand am Rand und schaute zu, als mich George ansprach, der vor mir stand. Wir unterhielten uns, er stellte mir seine Freunde vor und wir quatschten über Neuseeland, Australien, Europa. Irgendwann kam einer von den Vieren (Spitzname Wombat) mit ein paar Bier an. Er fragte mich, ob ich Bier trinken würde, ich sagte ja und schon hatte ich eins in der Hand. Ich bedankte mich und da keiner der anderen noch eins haben wollte, stellte er mir noch  ein zweites hin und meinte: „Du musst ja nicht mehr fahren, da kannst du auch zwei trinken.“ Ähm, ok, auf eine Antwort wartete er gar nicht und ging weg. Super, zwei kühle, leckere Bierchen für umsonst. Das gefällt mir. Ich unterhielt mich weiter mit George und er lud mich ein, wenn ich in der Nähe wäre, könnte ich gerne auf seiner Farm vorbei kommen. Ich sagte, wenn ich in der Nähe bin, würde ich mal schauen, wo er denn wohnen würde. Er schaute mich an, meinte, ich solle eine Weile warten er würde wieder kommen. Ähm, hatte ich was falsches gesagt?!

Nach einigen Minuten kam er wieder mit seiner Tochter. Er stellte uns vor uns auch wir unterhielten uns. Irgendwann meinte sie dann auch, ich könnte gerne vorbei kommen. Ihr Vater hätte das ernst gemeint, er dachte nur, es würde komisch rüberkommen, wenn es von ihm käme. Ich musste ein wenig grinsen. Sie schrieb mir ihre Adresse auf und wir unterhielten uns noch weiter, als Georges Frau auch dazu kam. Auch hier wurde sich vorgestellt und ein wenig gequatscht. Währenddessen war die Verleihung vorbei und es gab Hotdogs für die Mitglieder der Veranstaltung. Erst jetzt merkte ich, dass ich auch noch nichts gegessen hatte und es mittlerweile auch schon 8 Uhr war. Recht bald nach8 machten sich George und die anderen auf den Weg. Seine Frau lud mich ein, mit auf deren Boot zu kommen und dort mit ihnen zu übernachten, aber ich lehnte dankend ab und erklärte ihr, dass ich kein großer Fan von Wasser und Booten wäre, woraufhin sie lächelte und auch noch einmal wiederholte, dass ich gerne vorbei kommen könnte.

Als sie weg waren war auch die Schlange vor den Hotdogs leer und eine ganze Menge waren noch da. Ich ging hin, sagte ich würde zwar nicht zu der Veranstaltung gehören, aber ob es vielleicht möglich wäre, einen Hotdog zu bekommen. Fröhlich wurde mir einer in die Hand gedrückt mit dem Kommentar es wären noch genügend da, ich könnte auch zwei oder drei haben. Ich aß in Ruhe, trank mein Bier und schaute den Kindern und Jugendlichen zu, wie sie „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ auf neuseeländisch spielten: also in guter Rugby-Manier. Ob Jungs, ob Mädels, ob groß, ob klein, alles wurde zu Boden gerissen.

Da ich noch ein klein wenig Hunger hatte und die Hotdogs echt lecker waren, ging ich noch einmal hin. Es waren noch einige da und ich wurde direkt gefragt, ob ich noch einen haben möchte. Da ich mich ungern durch schnorren wollte, erwiderte ich „gerne, aber ich möchte bitte etwas dafür bezahlen, schließlich gehöre ich nicht zu der Gesellschaft“. „Nix da!“ erwiderte der nette Mann „die sind alle gemacht und müssen eh weg, also nimm dir gerne noch einen.“ Als ich wiederworte geben wollte ging sofort seine Frau dazwischen, gab mir den Hotdog und meinte nur: „Wir nehmen dafür kein Geld. Lass ihn dir einfach schmecken und wenn du noch einen willst, komm nochmal wieder. Solange welche da sind, kannst du gerne noch einen haben.“ Ich bedankte mich und ging trotzdem mit einem bissl schlechten Gewissen weg und aß den zweiten Hotdog und trank mein zweites Bier. Ein schöner Abend mit mal wieder herzlichen Gastgebern.