Okere Falls - Tamaki Village

Sonntag, 13.01.2019

Kia Ora und Willkommen zum Adrenalin-Kick Nr. 1 in Neuseeland mit gemütlichem Ausklang beim Hangi.

Der Morgen begann gemütlich mit leicht bewölktem Himmel. Recht frisch, aber angenehm. Es ging auf Richtung Okere Falls. Hier angekommen war ich schon ganz aufgeregt, denn es ging zum Rafting! Ich war früh dran, daher machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Direkt neben der Rafting Station gab es einen etwa einstündigen Walk entlang des Flusses. Ich mache mich fertig und ging los zu einem schönen Spaziergang. Was ich nicht wusste, der Walk ging nicht nur entlang des Flusses, sondern entlang der Strecke, die ich später hinunter sausen würde. Dies wurde mir erst am ersten Lookout bewusst, als ich die Boote im Wasser schwimmen sah. Und dann kam auch schon ein Boot die beiden kleinen Wasserfälle hinunter. Oh man, schon wurde mir ein wenig schwindelig. Ich ging weiter und nach wenigen Metern dann der zweite Wasserfall. DER Wasserfall…Ein 7m hoher Wasserfall. Ich kam grade an als ein Boot unten angekommen ist und einen der Passagiere wieder ins Boot holte. Das dritte Boot hat gleich 3 von seinen Leuten aus dem Boot geschmissen. Super dachte ich mir, na da hast du dir ja was angetan. Mit Schwindelgefühl und Magengrummeln ging es den Weg bis zum Ende, wo auch die Endstation ist. Ich fragte die Leute, wie es war und alle waren begeistert. Ich müsse das unbedingt auch machen. Ja, dachte ich mir, das tu ich in etwa einer Stunde… Da ich noch Zeit hatte, versuchte ich mich bei einem Cappuccino zu beruhigen. Brachte mal so absolut gar nichts…

Um 11:30 ging es dann zur Station. Nach dem Einkleiden ging es an die Trockenübungen, wo uns Cobba, unser Guide, alle möglichen Horrorszenarien erklärte und ich mir nur dachte: Nein, erzähl mir das nicht, ich sterbe jetzt schon vor Angst. Aber selber Schuld. Anstatt mit was kleinem Grad 2 oder 3 anzufangen, fang ich natürlich direkt bei Grad 5 an… Hat sich halt so ergeben, ne… Neben mir saß Mira, die genauso aussah, wie ich mich fühlte…Blass und voller Panik. Noch ein paar Spaßbilder und auf gings…

Die Strecke fing gemütlich an. Vorwärts paddeln… stop…vorwärts paddeln…stop…rückwärtspaddeln…stop… usw bis wir zum ersten Wasserfall kamen. Noch schnell das Hinsetzen üben und los ging es. Volle Fahrt vorwärts paddeln, setzen und ab ging‘s die zwei kleinen Wasserfälle. Puh, das war schon echt aufregend! Alle fit, alle gut drauf und weiter geht’s.

Kurz danach legten wir eine kleine Schwimmpause ein. Ein wenig plantschen und dann wieder versuchen ins Boot zu kommen. Im Endeffekt –wie mir schien- nur eine Übung für den großen Wasserfall, ob wir es wieder ins Boot schaffen. Wieder ein wenig hin und her paddeln, mal bissl mehr, mal bissl weniger und dann kam der große Wasserfall. Nochmal eine kurze Einweisung: Volle Fahrt Paddeln, setzen, fest halten. Da Mira komplett mit Panik gefüllt war durfte sie sich schon hinsetzen, die anderen nahmen ihre Paddel in die Hand, los ging es. Auf Kommando wurde hingesetzt und ab ging es. Das Boot ging über die Schwelle, hing senkrecht im Wasserfall und tauchte in den Fluss wieder ein. Das Boot kippte mit einem kurzen Ruck ein wenig nach links, ich merkte wie mir die Leine in der rechten Hand entglitt und sah uns schon alle unterm Boot. Ich wurde ein wenig nach links geschleudert, konnte mich aber mit der linken Hand und den Beinen halten und blieb tatsächlich im Boot. Wow! Was für ein Ritt!

Total froh, dass wir noch alle im Boot waren bemerkte ich, dass sich Sarah vorne das Beim hielt. Sie hatte sich scheinbar den Knöchel verdreht. Aua! Während Coppa ihr Beim und den Fuß begutachtete kamen die anderen beiden Boote hinunter. Das zweite Boot lag schon in der Senkrechten etwas krumm und man ahnte schlimmes, was auch eingetroffen ist. Unten kam ein umgedrehtes Boot an, seine 6 Deutschen darunter verborgen. Das dritte Boot hat es irgendwie geschafft, ins Wasser einzutauchen und wieder ein wenig hoch zu  schießen, bevor es den Weg aus dem Wasserfall gefunden hatte. Einer von der Mannschaft ging dabei leider über Bord und befand sich plötzlich unterm Boot. Meine Güte, bin ich froh, dass wir die Abfahrt (bis auf Sarah) heil überstanden haben!

Irgendwann vor einem kleinen Wasserfall machten wir wieder einen Stopp und Coppa fragte, wer den Wasserfall hinunter schwimmen will. Ein wenig verwirrt fragte ich nochmal nach, ob er wirklich gesagt hat den Wasserfall hinunter?! Grinsend erklärte er, wie und was und drei von den Fünfen aus unserem Boot stiegen aus. Darunter ich. Keine Ahnung, was mich da getrieben hat. Ich versicherte mich, ob dabei schon jemand zu Schaden gekommen ist und Coppa meinte nein und ich hätte noch 3 Sekunden Zeit mich zu entscheiden, ob ich das machen will oder nicht und grinste. Ich war so mit mir am ringen, dass ich gar nicht hätte reagieren können. Auf der einen Seite hatte ich höllische Angst, auf der anderen Seite würde ich so eine Gelegenheit nicht so schnell wieder bekommen. Während ich noch überlegte war Coppa auch schon mit dem Boot unten und ich hatte keine andere Wahl. Auf einen Pfiff hin ging es los. Wir drei schwammen in die Mitte und wurden direkt vom Sog erfasst. Als die beiden Jungs im Wasserfall verschwanden wurde mir erst bewusst, wie verbrutzelt mein Gehirn in der zwei Wochen wurde, dass ich mir sowas antat. Aber ob ich wollte oder nicht, es war zu spät. Schon ging es den Wasserfall hinunter, ich holte tief Luft und ging ab in die Tiefe. Ich merkte, wie mir Wasser in die Nase schoss, ich ins Wasser eintauchte. In dem Moment, in dem ich grade hoch kam und Luft schnappen wollte fühlte ich, wie es mich noch einmal hinunter zog und ich ließ das Luft holen sein. Zu einer Kugel zusammengerollt – wie ich es gelernt hatte – ging es nach gefühlten Minuten wieder an die Oberfläche. Ich holte tief Luft und schrie mir die Seele aus dem Leib. Zum einen weil ich froh war, dass ich das gemacht hatte, denn für jemanden wie mich, die schnell totale Panik unter Wasser hat, ist das schon ne echte Überwindung und es war einfach nur der Hammer. Zum anderen war ich einfach nur froh, dass ich es überlebt hatte…^^

Es ging wieder ins Boot, immer noch grinsend wurde mit dem Guide und den beiden anderen Spinnern abgeklatscht und es ging weiter. Wieder ein wenig paddeln, ein wenig vorwärts, ein wenig rückwärts und schon waren wir nach etwa einer Stunde am letzten Wasserfall. Dieser war so klein und schön, dass man diesen im Stehen machen konnte. Bis auf Sarah wurde also zum Wasserfall gepaddelt, aufgestanden und ab ging es den kleinen Wasserfall.

Am Ende wurde noch ein wenig Spaß gemacht und in den Wasserfall hinein gepaddelt, wobei die vorderen immer eine schöne kleine bis große Dusche abbekamen.

Ein mörderischer Spaß diese Tour. An der Station wurden dann die Bilder schon mal angeschaut und ich unterhielt mich noch ein wenig mit den Guides. Einer schaute mich an und fragte mich, wie es war. Ich sagte ihm, dass es super war. Dass ich am Anfang echt Angst hatte aber dass es sich absolut gelohnt hat. Er grinste nur und meinte: „Ja, ich hab dich vorhin gesehen, hast total verängstigt ausgesehen. Hätte nicht gedacht, dass du wirklich ins Boot steigst.“ Tja, was soll ich sagen. Gehirn verbrutzelt, total lebensmüde… das übliche halt bei mir ;)

Am Nachmittag gab es erst einmal eine kleine Pause bevor es zum Abendprogramm ging. Das Tamaki Rotorua Moari Village. Bereits im Bus gab es ein paar kleine Informationen und lustige Hinweise zur Sprache und zur Geschichte. Dann ging es ins Dorf, wo wie gewohnt erst einmal die berühmte Begrüßungszeremonie gab. Nachdem unsere Chiefs die Prüfung erfolgreich hinter sich gebracht haben ging es in die Maori-Schule. An 5 unterschiedlichen Stationen erführ man mehr über die Kultur der Maori.

Station 1 war das Haka. Dieser „Tanz“ der Männer wurde früher vor den Schlachten aufgeführt um die Gegner einzuschüchtern, die Moral der Krieger zu stärken und um Hilfe und Beistand der Kriegsgötter zu bitten. Da dies nur den Männern zustand durften alle Männer aus unserem „Clan“ diesen einmal üben, während wir Frauen uns herzlich amüsiert haben.

Station 2 informierte uns über die Kunst der Schnitzereien und Tätowierungen. Es wurde erklärt, wie und wo Tätowierungen gemacht wurden, dass die rechte Seite des Gesichtes – die „starke“Seite – die Herkunft des Vaters darstellt und die linke Seite nahe am Herzen – drei mal dürft ihr raten warum :p – die der Mutter repräsentiert. Was aber wirklich neu und interessant war: Bei der Geburt eines Kindes wurden die Männer im Bereich zwischen Hüfte und Knie tätowiert, an einer Stelle, wo die Sonne selten hin scheint. Grund: es ist ein Zeichen der Ehre für die Mutter ihrer Kinder um zu zeigen, dass man den Scherz einer Geburt nicht nachempfinden kann, aber bereit wäre, diese Schmerzen zu teilen. Deswegen wird man an einer empfindlichen Stelle tätowiert nach dem Motto: Wenn du solche Schmerzen empfinden musst, tu ich das auch. Das ist doch mal was Männer ;)

Bei der dritten Station erfuhr man mehr über die Besiedlung Neuseelands. Was ich noch nicht wusste. 8 verschiedene Stämme aus Polynesien machten sich auf den Weg nach Neuseeland, wovon nur 7 ankamen. 6 auf der Nordinsel, eine auf der Südinsel. Aus diesen Stämmen bildeten sich in der Zeit viele kleine Clans, aber die 7 Grundstämme bleiben und behielten ihre unterschiedlichen Akzente und Lebensweisen.

Station 4 handelte von den Tänzen und der Musik. Hier durften die Frauen mal ein wenig probieren. Neben zwei anderen Mädels meldete ich mich freiwillig und wir lernten einen Tanz mit den Pompons der Maori. Diese werdenfür Tänzegenutzt und erzeugen unterschiedliche ploppende Geräusche. Ganz witzig!

 

Die letzte Station war die „Spiele“ Station. Auch hier durften wieder 4 Freiwillige mitmachen. Ein witziges „Stöckchen“-Spiel.

Nach der Arbeit folgte das Vergnügen. Es ging in das Versammlungshaus und wir genossen eine schöne Aufführung von Tänzen, einem Liebeslied und Gesängen. Leider hatte ich mit meinem Platz ziemlich Pech, denn vor mir saß der wohl einzige riesige Asiate auf der Welt, der dann auch noch sein Handy noch höher hielt. Ich musste immer irgendwie links oder rechts vorbei schauen. Schade. Aber es war trotzdem schön. Der Gesang ist schon echt der Wahnsinn!

Nach der Aufführung ging es zum Hangi. Bei diesem Festmahl wird Essen serviert, das in einem Erdloch über Stunden gegart wurde. Vorab wurde uns ein solcher Ofen gezeigt und das „frisch fertig gewordene Essen aus dem Ofen geholt“. Wer glaubte, dass das Essen, was gleich auf dem Tisch landet, wirklich aus einem solchen Erdofen kommt, musste allerdings schon ziemlich naiv sein. Denn bei geschätzt 100 Leuten pro Gruppe und 4-6 Touren pro Tag müssten sie schon knapp 2 Dutzend solcher Löcher haben, um alle Mäuler zu stopfen. Aber gut, die Idee und der Gedanke waren schon ganz cool und das Essen war trotz allem super lecker! Vor allem das Lamm war wieder super! Und  der Nachtisch war auch wieder lecker. Ein toller Abschluss eines genialen Tages!