Mittelerde

Samstag, 02.02.2019

Kia Oraund Willkommen in Mittelerde

Die letzten zwei Tage drehten sich hauptsächlich um Frode und seine Gefährten. (Kleine Warnung, wer ein richtiger Fan ist und sich der Fantasie hingibt, dass alles richtig und in der wahren Umgebung passiert ist, sollte lieber aufhören zu lesen ;).)

Gestern war ganz und gar nicht mein Tag. Nach einer sehr unruhigen Nacht (kennt ihr das, wenn ihr im Traum schreien oder weinen wollt, es aber nicht geht und ihr mit dem Gefühl von Halsschmerzen aufwacht?! Schrecklich…) war es am Morgen so windig, dass ich wieder mal auf meinen Morgenkaffee verzichtet hab und direkt los bin. Dummer Fehler, denn scheinbar steckte ich mit meinen Gedanken noch so sehr in meinem Traum fest, dass ich prompt die falschen Einstellungen in meiner App hatte und zum falschen Ort gefahren bin. Als mir das endlich aufgefallen ist, war ich schon etwa eine Stunde unterwegs. Und das natürlich total in die falsche Richtung. Na super! Zwei Stunden verschwendet, nur weil ich zu verpeilt war mein Handy zu nutzen. Was soll’s. Es ging also wieder zurück und auf den richtigen Weg Richtung Putangirua Pinnacles, dem Drehort vom „Pfad der Toten“.

Nach einer halben Ewigkeit kam ich dann endlich an und musste erst einmal etwas essen. Der Wind hier war noch um einiges stärker als heute morgen und es war doch recht frisch. Egal, die Sonne wird schon noch rauskommen… Nach dem Mittagessen ging es also los, erst einmal hoch zum Lookout. Auf dem Weg erblickte ich zwei Fantails und beobachtete sie. Nach wenigen Minuten zeigten sich weitere Fantails, bis etwa ein Dutzend von ihnen um mich herum und vor meiner Nase herum schwirrten. Putzige, hübsche kleine Racker…

Nach etwa einer Stunde, etwas mehr als 200m und unzähligen Treppen kam ich am Lookout an und war schon begeistert. Diese Felsnadeln sehen echt super aus!

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es hinunter und entlang des Flussbetts zum Fuß der Berge. Hier angekommen vergaß ich eine Weile das Atmen vor Staunen. Der Wahnsinn! Kein Wunder, dass Peter Jackson hier gedreht hat.

Christian, den ich auf dem Weg getroffen habe, erzählte mir, dass ein Pärchen am morgen über 3 Stunden hier herum gelaufen ist, um den genauen Drehort zu finden. Angeblich gefunden, aber wieder vergessen, wo genau der war. Hm… Also wenn ich über drei Stunden irgendwo etwas Besonderes  suche und dann finde, dann vergess ich doch nicht, wo das war?! Selbst ich mit meinem Kurzzeit-Gedächtnis wüsste das eine Stunde später noch… Aber gut, ich hab die Stelle nicht gefunden, allerdings auch nicht wirklich gesucht. Beeindruckend waren die Felsen auch ohne den genauen Drehort…

Der Walk und die Wanderung zwischen den Bergen und Felsnadeln war am Ende tatsächlich eine Sache von über 3 Stunden und da der Weg zurück recht weit war, machte ich mich auch direkt auf den Weg. Man kann ja Wellington noch ein wenig begutachten, dachte ich. Aber meine Pechsträhne heute hielt an. Freitagnachmittag, die Stadt ist proppe voll und ebenfalls die einzige „Autobahn“, die hinein führt sowie scheinbar alle Straßen in der Stadt. Mit über einer Stunde Verspätung fand ich noch etwas, das proppe voll war: der Parkplatz, auf dem ich eigentlich übernachten wollte und von dem aus ich am nächsten Tag um 8:00Uhr abgeholt werden würde. Na toll! Verzweifelt suchte ich einen anderen Platz, wieder durch überfüllte Straßen und endete nach etwa einer halben Stunde 2km weiter auf einem Stadtparkplatz. Ein kostenpflichtiger Parkplatz, wo noch nicht mal eine Toilette war. Und da es mal wieder enorm windig war, nach meinem Reiseführer heute an die 70km/h, war auch nicht viel mit kochen, was mir aber auch ganz recht war. Mir war eh nicht nach kochen zu Mute, also ging es schnell in einen kleinen Laden, wo ich mir einen Burger gönnte.

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, und erst einmal ab auf den Parkplatz, wo ich mir direkt einen Platz für heute sicherte. Dann erst traute ich mich, zu frühstücken und fertig zu machen. Um kurz nach 8:00Uhr kam dann mein Pickup und brachte mich zum Haupttreffpunkt für meine heutige „Herr der Ringe“-Tour.

Die Tour begann im Mt. Victoria Park. Erst einmal ging es zum Lookout, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die Stadt hatte.

Dann ging es endlich zum ersten Drehort. Ebenfalls im Mt. Victoria Park war ein Tannenwald mit importierten Bäumen. In diesem Wald wurden zwei Szenen gedreht. Zu einen eine Szene vom Beginn des Film, wo Frodo und Sam auf die beiden Diebes-Hobbits treffen und eine Böschung hinunter kullern.

Diese Szene wurde hier gedreht. Da die Schauspieler einen recht steilen Abhang tatsächlich hinunter kullern mussten wurden natürlich Stunt-Hobbits, oder wie sie hiergenannt werden Stobbits eingesetzt, um die Schauspieler nicht zu verletzten. Zu Recht! Die Stobbits rollten also den Hügel hinunter, unten auf dem Weg eine Matte zum Auffangen und dahinter starke Männer, um die Stobbits vorm weiter rollen zu schützen. Bei der schließlich perfekten Aufnahme fliegt Stobbit Frodo Kopfüber hinunter. Dabei macht er einen Dreh nach rechts und knappt kopfüber neben die Matte. Jetzt mal ein kurzer Gedankengang zum Film: Was folgt in der nächsten Szene, wenn die vier wieder aufstehen? Es kommt der Satz: „Ich glaube, ich hab mir was gebrochen“ und Meril oder Pipin ziehen eine gebrochene Karotte aus ihrer Tasche. Witziger Filmfakt: Das Knacken der gebrochenen Karotte, die man hört, ist eigentlich der Fall der Stobbits Frodo, der sich bei dem Sturz sein Schlüsselbein gebrochen hat. Die Karotte war eigentlich gar nicht im Skript…

In der nächsten Filmszene merkt Frodo, dass sie auf dem Weg sind und die vier verstecken sich unter einem großen Baum. Auch diese Szene wurde hier gedreht. Nur existiert dieser Baum nicht. Das Loch ist da, aber der Baum und die langen Wurzeln, unter denen die Vier Schutz suchen sind künstlich. Auf Styropor in Übergröße gefertigt wurde dieser Baum zur natürlichen Kulisse hinzugefügt und nach den Dreharbeiten wieder abgebaut. (Peter Jackson hatte von der Regierung die Erlaubnis, überall drehen zu dürfen, solange er den Ort genau so wieder herstellt, wie er ihn vorgefunden hat. Daher mussten alle Requisiten und Gebäude nach Drehschluss wieder abgebaut werden. Bis auf Hobbiton, welches auf privatem Land gebaut wurde gibt es daher leider nichts mehr, was von den Drehorten übrig ist außer der Natur drum herum. Schade eigentlich!)

Die Szene mit dem Pferd wurde allerdings in den Studios gedreht. Da es nur ein schmaler Trampelpfad war und dutzende von Leuten da waren, wollte Peter Jackson nicht riskieren, dass etwas passiert und entschied, die Szene nichtdort zu drehen. Die Dreharbeiten an diesem Ort dauerten etwas mehr als eine Woche. Alle Drehorte waren immer geheim, es wurden Vans genutzt, die militärisch aussahen, sodass keiner Fragen stellte und Security stellte sicher, dass keiner auch nur in die Nähe der Drehorte kam. Jedoch passierte es hier, dass die Crew entlarvt wurde. Um die neuseeländischen Bäume zu verschleiern wurden Nebelmaschinen eingesetzt, die durch den Wind ein wenig verteilt wurden. Am siebten Drehtag war ausnahmsweise kein Wind in Windy-Wellington und der Rauch stieg in Massen zum Himmel hinauf. Die Bewohner alarmierten die Feuerwehr, die sich natürlich nicht von den Security-Männern aufhalten ließ und zack, war der Drehort enttarnt.

Als nächstes ging es in die Weta-Studios, wo die gesamten Requisiten, Masken und alle nötigen Sachen gemacht wurden. Hier wurde einem mehr gezeigt und erklärt, wie und woraus Waffen, Rüstungen und Masken entstehen und ein wenig von “hinter den Kulissen“ dargebracht. Drei witzige Sachen: alle Rüstungen waren aus leichtem Aluminium, nur eine Rüstung war original Stahl und Leder: die Rüstung von Aragorn. Viggo Mortensen hat die Rolle nicht nur gespielt, sondern gelebt. Daher bestand er drauf, dass die komplette Rüstung echt war. An die 35-40kilo trug er bei jedem Dreh. Selbst bei einer Szene, wo alle mit dem Hubschrauber hochgeflogen sind, bestand er darauf, hinauf zu gehen, denn schließlich gab es damals keine Hubschrauber. Er ist daher vier Stunden vorher aufgestanden und hinauf gegangen, in voller Rüstung. Um für die Szenen trainiert zu sein, ging er wohl regelmäßig joggen, natürlich mit voller Montur inklusive Schwert, was ihm zwei Verhaftungen einbrachte, da ja keiner wusste, dass es sich um ein Filmkostümhandelte.

Filmfakt nummer 2 (darauf muss ich beim nächsten mal achten): Bei Gimmlis Rüstung gibt es nur Ecken und Kanten. Selbst das Kettenhemd ist nicht aus runden Maschen sondern aus 6eckigen, während es bei den Elfenkriegern nur runde Elemente gibt. Die soll direkt den Eindruck vermitteln, dass die Zwerge starke, kantige Personen sind, während die Elfen sanft und elegant wirken. Gewirkt hat es, zumindest bei mir, wenn auch unbewusst…

Witziger Fakt Nr.3: Die Orks hatten keine einfache Rolle. Die Masken dauerten etwa 4 Stunden bis sie fertig waren. Was schon schlimm genug war. Was noch schlimmer war: die Schauspieler konnten unter den Masken schienbar überhaupt nicht richtig sehen. Dies hat sich aber wohl keiner getraut zu sagen, doch bei der ersten Szene, die mit den Kostümen gedreht wurde, die Szene wo die Orks den Wald hinunter laufen passierte es: einer der Orks lief mit vollem Tempo den Berg hinunter und geradeaus gegen einen Baum und knockte sich aus. Ein paar Minuten später wurden weitere Szenen gedreht und scheinbar war zumindest ein Ork etwas vorsichtiger. In einer Szene (und ich meine mich sogar an diese zu erinnern) laufen drei Orks ein paar Stufen hinunter. Die ersten beiden Orks laufen tatsächlich, während der dritte mit angehobener Rüstung die Stufen hinunter schleicht. Witzig!

Als nächstes ging es zum Hutt River. Hier wurde die Szene gedreht, in der die Gefährten Bruchtal verlassen und mit Booten den Fluss hinunter paddeln. Um den Fluss breiter wirken zu lassen wurde von beiden Richtungen aus gedreht. Aragorn paddelt den Fluss hinab, Boromir hinauf, um jeweils die Seite mit der Felswand zu filmen. Dabei stellte sich Boromir allerdings ziemlich ungeschickt an. Filmfakt: Boromir konnte einfach nicht paddeln. Peter Jackson entschied, dass Boromir einfach nur im Kreis paddeln sollte, was allerdings auch nicht funktionierte. Im Endeffekt machte man Boromirs Boot an einem Seil am Motorboot der Kamera fest und zog es langsam den Fluss hinauf. Angeblich soll das tatsächlich in den Filmen sichtbar sein, denn in den Szenen berühren die Paddel von Boromir nicht einmal das Wasser.

Einen kleinen Lunch gab es dann beim nächsten Drehort: Isengard. Hier wurde erst einmal eine angenehme Pause in der Sonne eingelegt.

Danach ging es zum Pfad nach Isengard. Viel zu sehen ist natürlich wieder nicht viel. Erst dank der Fotos aus den Filmen lässt sich erahnen, die es hier ausgesehen hat. Drei witzige Sachen zu diesem Bild:

  1. Die Brücke ist hinein gefuscht.
  2. Die Landschaft hinter der Brücke ist ein Gemälde. Erst wenn man genauer hinschaut, kann man das tatsächlich erkennen.
  3. Die Szene wurde mit einer Blue-Wall gemacht. Dabei ist ein kleiner Fehler aufgetaucht: Gandalfs Pferd ist irgendwie in der Blue-Wall verschwunden. Beim genaueren Hinsehen ist es weg, nur ein gespenstischer Schatten, auf dem Galdalf reitet…

Letzter Stopp: Rivendell oder im deutschen: Bruchtal.

Hier wurde auf kleinem Raum einiges aufgebaut. Was allerdings etwas störend war: die ganzen Pflanzen. Diese mussten definitiv weg! Und da Peter Jackson alles so verlassen musste, wie er es vorbefunden hat, wurden alle Pflanzen genau aufgemessen, ausgebuddelt und nach Dreharbeiten wieder genau an ihrem alten Platz wieder hingepflanzt. Verrückt!

Eine besondere Szene wurde hier gedreht. Oder auch nicht… Die Kuss-Szene von Aragorn und Arwen auf der Brücke. Auch diese besondere Brücke wurde hier aufgebaut. Peter Jackson empfand die Umgebung als perfekt und wollte unbedingt, dass die Szene genau hier gedreht wird, denn sie entsprach genau den Bildern der Zeichnerin, die die Szenen entsprechend der Bücher anfertigt. Die Aufnahmen wurden also gemacht, die Szene war im Kasten und Peter Jackson schaute sie sich noch einmal an und irgendwie gefiel es ihm dann doch noch nicht. Die Szene war perfekt, bis auf ein kleines Detail: der Wasserfall. In der Originalszene war kein Wasserfall! Peter Jackson investierte also nochmal eine Menge Geld, baute den Drehort im Studio exakt nach und fügte einfach nur einen Wasserfall hinzu. Seht euch die Szene genau an…Tausende von Dollar, nur für diesen einen, gigantischen Wasserfall…^^

Ein einziges Requisit wurde nachträglich in etwas kleinerer Version wieder aufgebaut. Das Tor von Bruchtal. Es wäre so toll, wenn mehr davon zu sehen wäre…

Nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen waren, stellte Peter Jackson fest, dass überhaupt keine Promobilder gemacht wurden. Orlando Bloom, der grade in Australien Fluch der Karibik filmte, erklärte sich bereit, noch einmal zurück zu kommen, wenn er den Ort der Fotos bestimmen darf. Und er entschied sich für Bruchtal. Obwohl die Kulissen nicht mehr waren, wählte er diesen Ort und diesen Baum… Die Ergebnisse kennt man ja…

Nach einem tollen Tag mit vielen lustigen und super interessanten Erkenntnissen war noch genug Zeit, die Stadt ein wenig zu erkunden. Ich ließ mich beim Te Papa Museum rausschmeißen und schaute mir diese an. Leider hatte ich nur noch 1,5h Zeit, daher musste ich ein wenig hindurch jagen, aber die unterschiedlichen Ausstellungen über Maori, über Gallipoli und weitere kleine Ausstellungen waren wirklich interessant. Schade, dass so wenig Zeit dafür war. Hier hätte man sicherlich einen halben Tag verbringen können...

Auf dem Weg ging es dann noch schnell am War Memorial vorbei. Soviel Zeit muss sein.