Forgotten World Highway

Montag, 28.01.2019

Kia Ora und Willkommen zum regenreichsten Sommer seit Jahren

„Ist eigentlich sehr ungewöhnlich, dass es zu der Zeit so viel regnet“. Mit dieser Aussagewurde ich heute morgen mehr oder weniger geweckt. Nachdem mir letztens im Te Urewera NP verkündet wurde, dass es schon seit Jahren im Sommer nicht so viel geregnet wie dieses Jahr, war dieser Spruch natürlich bombig, um meine Laune zu heben, nachdem es diesen Morgen mal wieder regnete. Wie war das noch mit „Wenn Engel reisen…“?! Ich bin dann wohl scheinbar enger mit dem Teufel verwandt… Aber fangen wir von vorne an…

Sonntagmorgen wachte ich auf – huch, Überraschung – im Regen. Es fieselte ekelig, es war kalt und neblig. Selbst wenn es meine Kräfte nach dem Track gestern zugelassen hätten, bei dem Wetter wollte ich nun wirklich keinen Walk machen, auch keine kurzen, die ich ursprünglich noch vor hatte.

Es ging daher direkt weiter nach Taumarunui, von wo aus der „Forgotten World Highway“ startete. Dieser Weg, mit einem kleinen Abstecher an die Küste, war der Plan für eigentlich einen Tag. Es regnete immer noch, nur gelegentlich hörte es auch auf, aber es war ungemütlich. Der erste Stopp auf der Route war eine Lavendelfarm. Ein kleines Häuschen mit Lavendelfeldern drum herum lud auf eine Pause und einen Kaffee ein. Als man aus dem Auto ausstieg kam einem schon der Geruch von Lavendel entgegen. Ich bin nicht so der große Fan von Lavendel und war erst einmal erschlagen von dem Duft. Doch man gewöhnte sich recht schnell daran und konnte die vielen Lavendelpflanzen bewundern, in denen sich Hunderte von Bienen und Hummeln tummelten.

Nach einer kurzen Pause in der Hoffnung, dass das Wetter besser werden würde, ging es weiter. Der zweite Stopp war an einem Lookout, von wo aus man eigentlich die Berge des Tongariro Nationalparks sehen sollte, aber da alles im Nebel und in Regenwolken gehüllt war konnte man nicht mal die Wiese vor dem Hügel erkennen, geschweige denn Berge irgendwo im Hintergrund.

Dann ging es ein Stück weg vom Highway und zur Küste nach Tongaporutu. Auf dem Weg dahin packte mich dann scheinbar die Erschöpfung vom gestrigen Tag. Mit einem Mal war ich total fertig, müde, erschöpft. Mein Kopf begann zu hämmern und ich konnte mich kaum noch auf die Straße konzentrieren, die natürlich wieder zum Teil unsealed war. Ich kam gegen frühen Nachmittag an den „Three sisters“ an und las nur das Schild: nur bei Ebbe betretbar. Da ich keinen Handyempfang hatte war es schwer heraus zu finden, wann denn Ebbe war, aber das war mir auch egal. Es regnete wieder stärker und ich wollte nur eins: mich hinlegen. Zu meinem Glück war der Parkplatz fürs Übernachten geeignet, also suchte ich mir ein hübsches Plätzchen und beschloss, die Nacht hier zu verbringen, denn bis Stratford, wo wieder Übernachtungsmöglichkeiten waren, würde ich es heute nicht mehr schaffen!

Nach einer knapp 3stündigen Pause ging es mir wieder besser. Die Kopfschmerzen waren weg und ich fühlte mich nicht mehr so schlapp. Ich ging wieder zum Meer und schaute. Ging das Wasser jetzt weg oder kam es grade wieder?! Ich wusste es nicht, also riskierte ich es lieber nicht und ging zurück zum Auto. Irgendwann zwischen lesen und Essen machen kam eine deutsche Familie an und stellte sich nicht weit weg von mir hin. Während ich zu Abend aß, sah ich den beiden Kindern zu, wie sie mit Seifenblasen spielten. Irgendwann packten die Eltern dann ein paar Sachen und die Kinder und wollten los. Die wissen sicher, ob Ebbe oder Flut kommt, dachte ich und fragte, ob sie zu den Felsen gehen würden und als Gegenfrage kam direkt, ob ich mitkommen wollen würde. Super Gelegenheit, dachte ich mir und ging mit. Zusammen mit Marie, Tom und ihren beiden Mädels starteten wir, ohne es zu wissen, aber mit dem Gefühl, dass das Wasser weniger geworden ist, zu den „Three sisters“. Wir spazierten ein paar Minuten am Strand entlang, mit dem Meer zur Rechten und hohen Felsklippen zur Linken, bis wir zu den Felsformationen kamen. Die 12 (oder besser 8?) Apostel in Australien waren ja damals schon beeindruckend, hier waren es nicht so viele, aber du warst direkt dran! Du konntest die gigantischen Felsen berühren. Die Apostel sahen hoch aus, aber erst hier, wo man keine paar Schritte von diesen Megafelsen entfernt ist, realisiert man, wie hoch die Teile sind!

Irgendwann ging Marie schon einmal mit den Mädels zurück, da wir doch ein wenig Sorge hatten. Tom und ich gingen noch ein Stück weiter und Tom war nichts zu schade. Er ging in jede dunkle Höhle, noch hier ein Stück weiter, schauen, was da vielleicht noch sein könnte, da noch mal durch eine Pfütze um zu überprüfen, was es denn da noch geben könnte, und ich voller Freude, dass ich jemanden habe, der mit mir alles erkundet, natürlich direkt hinterher!

Einfach super beeindruckend alles! Die bereits stehenden Felsen aber auch die Höhlen, die offensichtlich neue „Schwestern“ bildeten, mit ihren farbigen Wänden und teilweise fast lehmigen Bereichen in den Felswänden.

Auf dem Rückweg stellten wir eindeutig fest, dass das Wasser ging. Denn wo wir zu Beginn noch knöcheltief durch Wasser gegangen sind war jetzt nur weiter, trockener Sand zu finden. Am Auto wieder angekommen dankte ich den beiden, dass sie mich mitgenommen haben und schlug auch die Einladung zum  Abendessen dankend ab, ich hatte ja direkt vor dem Spaziergang gegessen.

Am nächsten Morgen war mal wieder Regen angesagt. Ich wurde geweckt vom Trommeln auf mein Dach und von den Stimmen meiner Nachbarn, die sich darüber unterhielten, dass es ja sonst zu dieser Zeit nicht so viel regnet. Danke für die Info…

Nach einem kurzen Frühstück unter der Kofferraumtür ging es wieder zurück auf den Forgotten World Highway. Zuerst ging es zu den Damper Falls. Es regnete immer noch, wenn auch kurzzeitig nicht so stark. Ein 15minütiger Walk sollte zu den Wasserfällen führen. Es die Schuhe eh nass geworden wären zog ich direkt die Wasserschuhe an, die vom gestrigen Abendspaziergang noch nass waren und ging los zu dem doch recht schönen Wasserfall, der durch den Nebel hindurch erkennbar war.

Die nächste Regenpause wurde für ein Grab genutzt, das vom Parkplatz aus in 5 Minuten zu erreichen war. Ein Vermesser, der zur Zeit des Straßenbaus des Highways verunglückte, wurde hier, an der Stelle des Unglücks begraben. Der Mann wurde nur 35 Jahre alt. Jahre später wurde auch die Asche seiner verstorbenen Frau, die 85 war, auf dem Grab verteilt.

Dann ging es noch schnell hindurch durch das Hobbits Hole, einem doch recht schmalen Tunnel...

Letzte Station auf dem Highway war die „Republic of Whangamomona“, eine Stadt, die nicht mehr unter dem Einfluss der englischen Krone stehen wollte und sich 1989 zur unabhängigen Republik ernannte. Das Stadtzentrum besteht nur aus ein paar wenigen Häusern, in denen 12 Leute wirklich dauerhaft wohnen, erklärte mir Nancy, die Besitzerin des Geschenkeshops mit importierten Sachen direkt aus Neuseeland. Die meisten Einwohner wohnen in kleinen Nebenstraßen etwas weiter weg. Der Postmann (es gibt hier nur einen, der für die ganze Republik zuständig ist), so berichtete sie mir stolz, versorgt an die 100 Menschen.

Im Hotel war es dann Zeit für eine kurze Pause und einen Stempel in meinem Reisepass. Wie es sich gehört. Nicht, dass ich auf meiner Rubel-Weltkarte und die schöne Republik herum rubbeln muss…

Danach war der Highway vorbei und es ging zum nächsten Abendteuer: dem Taranaki Nationalpark. Dort angekommen suchte ich mir zwei Tracks raus, die ich heute noch machen wollte. Beide etwa eine Stunde, beide angenehm und gemütlich. Dann also los.

Der erste war der Kapuni Loop Track, der am Dawson Falls vorbei kam. Nach wenigen Metern kam mir ein Herr entgegen und fragte, ob ich eine Dame mit roter Hose und Strohhut gesehen hätte. Ich verneinte. Er sagte mir, er würde zum Parkplatz gehen und ich versicherte ihm, ich würde seiner Frau Sue Bescheid sagen, wenn ich sie sehen sollte. Nach wenigen Minuten fand ich Sue und richtete es ihr aus. Ich ging weiter den Wald entlang zum Wasserfall. Erst einmal wieder steile Stufen hinaus zum Fuße des Wasserfalls.

Danach wieder hoch zum Aussichtspunkt…

…und weiter entlang des Waldes und dann ein kleines Stück über eine Wiese. Und schon war ich wieder am Parkplatz angekommen, wo ich Sue fand. Ohne Maik, ihren Mann. Hm, seltsam. Sie begann sich Sorgen zu machen, ob ihm vielleicht was passiert wäre und ich versicherte ihr, dass es ihm, als ich ihn traf gut ging und er weder erschöpft noch beunruhigend aussah. Das nahm ihr ein wenig die Angst und sie wartete weiter, während ich mich zu meinem zweiten Track aufmachte, dem Wilkies Pools Track. Auch dieser Weg war rechtgemütlich, wenn doch auf dem Hinweg durchgehend bergauf. Nach etwa einer halben Stunde erreichte ich den Bereich mit ein paar Wasserlöchern und einem schienbar tieferen, in das ein Junge hineinsprang. Ich wollte nicht baden, aber so ein wenig die Beine ins Wasser halten kann nicht schaden. Ich zog Schuhe und Socken aus und hielt die Füße ins Wasser, für etwa 3 Sekunden. Das Wasser war dermaßen kalt, dass die Füße schon nach den paar Sekunden zu schmerzen begannen. Ich fragte mich, was mit dem Jungen nur nicht stimmte, dass der in solch einiges Wasser springt…

 

Auf dem Weg zurück überlegte ich, ob Sue Maik wohl endlich gefunden hatte und wurde enttäuscht. Das Auto stand immer noch da und ein paar Schritte weiter sah ich Sue, die mit zwei anderen Männern redete. Sie wirkte nun richtig besorgt und war ganz hibbelig, als sie mich sah und mir erklärte, dass Maik immer noch nicht da wäre. Da ich ihn keine 10 Minuten vom Parkplatz entfernt getroffen hatte und nun schon mehr als eine Stunde vergangen war, machte ich mir nun doch auch ein wenig Gedanken. Sah er wirklich fit aus? Oder doch irgendwie erschöpft?! Ich bot ihr an, noch einmal zu dem Track mit dem Wasserfall zu gehen und zu schauen, ob ich ihn irgendwo finde und machte mich wieder auf den Weg. Doch nach nur wenigen Minuten kam mir Maik entgegen. Ein wenig erschöpft schien er jetzt, denn er hatte die falsche Abbiegung genommen und ist statt zum Parkplatz Richtung Berg gelaufen. Erst nach einer halben Stunde hatte er gemerkt, dass er wohl falsch lief. Wir kamen wieder auf dem Parkplatz an und Sue war mehr als erleichtert, als sie ihn sah. Na Gott sei Dank, noch einmal gut gegangen!